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Aufgabe:

Standardabweichung in LK Physik über Kugelexperiment berechnen.


Problem/Ansatz:

Überall gibt es nur die Formel, dass man die Standardabweichung errechnet, indem man die Wurzel aus der Varianz zieht und durch n dividiert, wenn es sich um die Grundgesamtheit handelt, oder durch n-1, wenn es sich um eine kleine Stichprobe handelt. In unserem Physikbuch steht jetzt eine Formel, nach der wir durch n·(n-1) teilen sollen. Der Physiklehrer sagt, wir sollen es nicht verstehen nur machen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass auch Falsches in den Lehrbüchern steht. Ist das ein Sonderfall der Statistik in der Physik oder ein Fehler? Ich würde es gerne verstehen ...··

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Das ist ein merkwürdiger Lehrer, der im LK sagt: "Ihr sollt es nicht verstehen, nur machen."

Danke für den Link, verstehe aber trotzdem nicht, warum diese Formel genommen werden soll.

Wir haben ein Experiment gemacht mit 4 Messungen und für diese Messung sollen wir jetzt den Mittelwert und die Standardabweichung berechnen. Und dafür sollen wir die Formel mit n(n+1) nehmen und das verstehe ich nicht. 

Da ich ja zuerst den Mittelwert x⁻ berechne, sagt das Buch, dass ich trotzdem die Formel √(1/(n*(n+1)*∑(x₁-x⁻)2+(x₂-x⁻)2+...) nehmen soll und das verstehe ich nicht

Nenne doch mal den vollständigen Sachverhalt der Aufgabe sowie die Formel aus deinem Buch.

Es geht darum, wie die Standardabweichung berechnet wird.

Ich kenne zwei Formeln:

Grundgesamtheit: s=√1/n∑(xi-Mittelwert)

Stichprobe: s=√1/n-1∑(xi-Mittelwert)2

Im Buch steht aber: s=√1/n•n-1∑(xi-Mittelwert)2

1/n(n-1) gibt es normalerweise aber nur, wenn man die Formel ohne Mittelwert hat. Oder?

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also das ist jetzt die Varianz, für die Stdabweichung muss man die Wurzel ziehen, damit man s erhält.

@Roland: Im Leistungskurs darf man je nach Konstellation (gemischte Gruppen im Grundkurs oder so) die Mathe des Grundkurses nicht vorwegnehmen.

@txMahe: Um die Nenner und die Radikanden gehören in deiner Rechnung mehr Klammern, nicht weniger als im Buch. Grund: Punkt- vor Strichrechnung. Das für deine folgenden Einträge. Vermutlich versteht man jetzt schon, was du meintest.

Misst du im Versuch den Radius oder das Gewicht der Kugel? Wovon suchst du die Varianz?

@ Lu: Der Versuch war freier Fall einer Metallkugel über vier verschiedene Strecken  0,2m bis 0,8m. Gemessen wurden die dazugehörigen vier Zeiten. Gesucht war der Mittelwert und die Standardabweichung der Zeit.

@Tschkabumba: Ahhhhh, ja, jetzt verstehe ich, vielen Dank!

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Aloha :)

Die Varianz kannst du mit dem Erwartungswert \(\mu\) berechnen oder mit dem Mittelwert \(\overline x\) einer Stichprobe. Der grundlegende Unterschied ist, dass der Erwartungswert \(\mu\) exakt ist, der Mittelwert \(\overline x\) einer Stichprobe hingegen nur eine Näherung für den Erwartungswert darstellt:$$\mu\approx\overline x$$Nach dem Gesetz der großen Zahl ist diese Näherung umso besser, je größer die Anzahl \(n\) der Messwerte ist.

Die Varianz deiner Messwerte \(x_i\) ist nun:$$V(x)=\frac{1}{n}\sum\limits_{i=1}^n\left(x_i-\mu\right)^2$$oder$$V(x)=\frac{1}{n-1}\sum\limits_{i=1}^n\left(x_i-\overline x\right)^2$$Das \((n-1)\) im Nenner berücksichtigt, dass der Mittelwert \(\overline x\) nur eine Näherung für den Erwartungswert \(\mu\) darstellt und daher selbst eine Abweichung enthält. Diese Abweichung pflanzt sich in die Varianz fort.

Dies ist die Varianz für eine einzelne Messung, d.h. der Messfehler eines einzelnen x-Wertes ist:$$\Delta x=\sqrt{V(x)}=\sqrt{\frac{1}{n-1}\sum\limits_{i=1}^n\left(x_i-\overline x\right)^2}$$

Bei der Bildung des Mittelwertes$$\overline x=\frac{1}{n}\sum\limits_{i=1}^n x_i$$addieren sich die Fehler der Einzelmessungen gemäß der Gauß'schen Fehlerfortpflanzung:

$$\Delta\overline x=\sqrt{\sum\limits_{i=1}^n\left(\frac{\Delta x}{n}\right)^2}=\sqrt{\frac{1}{n^2}\sum\limits_{i=1}^n\left(\Delta x\right)^2}=\sqrt{\frac{1}{n^2}\,n\left(\Delta x\right)^2}=\frac{1}{\sqrt n}\Delta x$$Erkennst du den Unterschied? Wenn nur durch \((n-1)\) dividiert wird, berechnest du den Fehler der Einzelmessung. Wenn durch \(n(n-1)\) dividiert wird, berechnest du den Fehler des Mittelwertes der Messreihe.

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