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Man spricht oft von MINT- Fächern. Die vier Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik scheinen in dieser Typographie gleichwertig nebeneinander zu stehen. Das führt bezogen auf die Stellung der Mathematik in die Irre. Professor Bernhard Krötz sagt dazu: „Korrekt wäre MINT mit einem ganzen großen ‚M‘, denn ohne das M, gäbe es kein INT.“


Die Stellung der Mathematik leidet in Deutschland noch an einer weiteren Fehleinschätzung. Professor Krötz vergleicht Indien und Deutschland hinsichtlich der Anforderungen, die in den beiden Ländern an Menschen gestellt werden, die ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Studium beginnen wollen. Er sagt: „Noch vor zwanzig Jahren konnten Sie mit einem deutschen Abitur, das Sie an einem deutschen naturwissenschaftlich ausgerichteten Gymnasium erworben hatten, bedenkenlos ein Studium der Mathematik oder Naturwissenschaften aufnehmen. Heute allerdings hat man die Anforderungen an deutschen Schulen derartig abgesenkt, dass zwar jeder das Abitur besteht, dann dafür aber völlig orientierungslos in den Seminaren an der Uni ist, weil ihm die elementarsten Grundlagen fehlen. Ganz anders die Inder: Die haben verstanden, dass die Überwindung der Armut im Land am besten über Bildung funktioniert und dementsprechend motiviert gehen sie zur Sache. Hier werden die jungen Leute gefordert und gefördert, und das zahlt sich aus. Ein Beispiel: In NRW gibt es jedes Jahr ein sperriges Textgebilde, um die banale Funktionsklasse f(t)= a + b ec·t mit der Zeitvariable t und Stellparametern a, b, c, welche aus dem Text zu extrahieren sind. In Asien wird man dafür belächelt […]. Oder um es anders auszudrücken: Was man den jungen Leuten in Deutschland abverlangt, ist alberner Pipifax. Damit fahren wir unser ganzes Land gegen die Wand.“


Und noch etwas: Konzeptionslos wurden in ganz Deutschland digitale Werkzeuge für den Mathematikunterricht teils vorgeschrieben, teils nahegelegt. Wenige Jahrzehnte später wurde für den gesamten Schulunterricht die Vermittlung konkreter Inhalte durch die Vermittlung von Kompetenzen ersetzt. Im Mathematikunterricht muss jetzt Bruchrechnung nur noch so weit vermittelt werde, wie es die Bedienung eines Taschenrechners erfordert. Kompetent sind jetzt SuS, die zwei Brüche mit dem Taschenrechner addieren können. Auf einer Seite der Katholischen Kirche im Bistum Münster liest man nun:


„In Indien beispielsweise stehen für viele Schüler noch nicht einmal einfache digitale Endgeräte zur Verfügung. Die Schulgemeinschaft des Berufskolleg möchte hier Abhilfe schaffen – und spendete Taschenrechner. Pfarrer Joseph Thota vom Seelsorgeteam der Pfarrei St. Bartholomäus in Ahlen freute sich über die großzügige Spende von 80 graphikfähigen Taschenrechnern. Die Schule spendete sie über die Stiftung „Bridge of Hope“, ein Hilfsprojekt, das Pfarrer Thota zur Unterstützung der Menschen in seiner Heimat Indien gegründet hat. Die Taschenrechner werden in einem Schulprojekt an der St. John´s Residential School im indischen Kurnool eingesetzt.“

Der Mathematikunterricht in Indien ist auch ohne digitale Werkzeuge besser als der deutsche mit Taschenrechner, CAS und I-Pad. Man muss sich nur

ansehen, um zu wissen, dass Taschenrechner so ziemlich das letzte sind, was indische Schulkinder brauchen.

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Youtube-Kanal von Prof. Dr. Bernhard Krötz

https://www.youtube.com/@prof.dr.bernhardkrotz5012

Schulmathematik: Vergleich Indien-NRW


PS: In Deutschland verbietet man das Rechnen mit Fingern und schreibt Taschenrechner und CAS vor. Das Bildungsministerium hat den Schuss nicht gehört.

Mathecoach: Vielen Dank für die wertvollen Ergänzungen.

Es ist schon beeindruckend, wie schnell die Inder eine Zahlenreihe mit 10 Zahlen aufaddieren können. Die Frage ist, ob das eine Fertigkeit ist, die man wirklich beherrschen muss. Ich kenne Buchhalterinnen, die rechnen mit einer Rechenmaschine ebenso schnell und haben noch einen Beleg für das, was sie getippt haben. Eine KI wird wohl auch in der Lage sein, fehlerfrei für mich 10 Zahlen auf Zuruf schneller als jeder Inder zu addieren. Allerdings habe ich das auch noch nie benötigt.

Ich bin übrigens total der Auffassung, dass das Abitur heutzutage viel zu leicht ist und die Schüler leider kaum befähigt ein technisches Studium zu beginnen. Bzw. müssen sich die Universitäten darauf einstellen mit expliziten Vorkursen das Wissen aufzufrischen bzw. nachzuholen.

Das ist natürlich traurig. Aber eine Abiturquote von über 50%, fordert da auch ihren Preis. Es würde durchaus helfen, wenn die Abiturquote auf 30% gedrückt wird und das jetzige Abitur dann zur neuen Realschule wird.

Aber es ist absurd unser Abitur mit dem JEE Advanced zu vergleichen, der auch in Indien weit über den normalen Schulabschluss hinaus geht.

Ich meine, es wird doch schon erklärt dass die Inder für diese Spezialisierung wöchentlich 6 Stunden Mathe, 6 Stunden Physik und 6 Stunden Chemie investieren, zuzüglich Praxisstunden und abendlichen außerschulischen Lehrgängen in Trainingszentren.

Klar ist doch, dass dort das Niveau deutlich höher liegen muss als bei uns das allgemeine Abitur. Bzw. es wäre traurig, wenn sich das mehr an Unterricht nicht irgendwie auszahlen würde.

Zu meiner Zeit gab es noch einen sogenannten Probeunterricht vor Eintritt in das Gymnasium. Dazu musste der Grundschullehrer eine Gymnasialempfehlung geben und anschließend mussten die Eltern ihr Kind zum Probeunterricht anmelden. Von denen, die eine Empfehlung hatten, bestanden fast alle Angemeldeten. Aber das waren dann maximal 10% einer Grundschülerschaft. Ich bin für eine Wiedereinführung eines ähnlichen Verfahrens, bei dem die Gymnasialempfehlung durch eine Zulassungsempfehlung zum Probeunterricht ersetzt wird (dann entscheidet die aufnehmende Schule über die Eignung der Kandidaten). Die ebenfalls wünschenswerte Erhöhung der Anmeldungen setzt eine Beratung der Eltern durch die Grundschullehrer voraus.

Wie fix da die jungen (K)-Inder mit den Fingern rechnen, ist wirklich beeindruckend. Der ganze Wettbewerb mit mehreren hundert Kindern in einem großen Saal zeigt jedoch, dass dahinter wohl ein Riesen-Aufwand an Drill einer Sorte steckt, die man kaum nur als positiv bewerten kann. Auf der anderen Seite ist es sehr zu bedauern, wie stark sich in unseren europäischen Ländern eine Geringschätzung der Mathematik (und insbesondere dem Rechnen) gegenüber gerade in den letzten Jahrzehnten ausgebreitet hat, in welchen die technischen Rechenhilfsmittel in unglaublichem Maß verbessert und verbreitet wurden.

rumar: Was auch ein Automat kann, hat nicht mehr das Prädikat einer geistigen Leistung. Wie findet man einen Weg zurück zur Anerkennung der geistigen Leistung während alles von Maschinen übernommen wird? Im Handwerk verlangt man vom Lehrling noch Handarbeit, die nicht von Maschinen unterstützt wird. So lernen die Lehrlinge mehr über das Material, mit dem Sie arbeiten und können Werkzeuge gezielt dort einsetzen, wo das sinnvoll erscheint. Eine Übertragung dieser im Handwerk anerkannten Praxis wurde vom Mathematikunterricht nicht übernommen. Warum eigentlich?

Durch den (gesellschaftlichen) Druck, immer höhere Abitur-Raten unter den Jugendlichen zu erzielen (teilweise bis 50%) stieg wohl weit herum auch der Druck, den Mathe-Unterricht auf ein Niveau zu reduzieren, bei dem leider für viele Schüler nur das halbblinde Ausweichen zum Erlernen des mechanischen Anwendens von häufig geübten (gedrillten) Lösungswegen übrig blieb. Für eigentliche mathematische Denkaufgaben, die auch einiges an Grips erfordern (wie manche der Aufgaben, die du hier schon eingebracht hast), reicht es offenbar in vielen Mittelschulen längst nicht mehr.

Sorry, aber das von Prof. Dr. Bernhard Krötz gelieferte Beispiel einer Mathe-Prüfung (irgendwo in Indien) in einem (angeblichen) Vergleich Indien-NRW finde ich doch ziemlich extrem - oder auf deutsch gesagt: ziemlich krank ...

Irgendjemand scheint da Apfelblüten mit Affenbrotbäumen vergleichen zu wollen.

Ich halte den Vergleich wie weiter oben gesagt auch für absurd.

In den USA leiden sie auch...


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1 Antwort

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Soll das Schülerhirn schnell einrosten,

lass es früh die Technik kosten,

kurz ist der Weg dann zum Vollpfosten,

sowohl im Westen wie im Osten.

Programmiert wird so vor der große Frust

und kaum noch einer hat aufs Denken wirklich Lust.

Das übernimmt bald eh komplett die KI,

und immer kleiner wird die Zahl derer,

die man einst nannte Rechengenie.

Und wen die Technik nicht verblödet,

den verdummt das TV, das das Hirn final restverödet.:)

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ggT22: Das Versmaß hast du wieder dem Inhalt geopfert. Das ist schade, denn

1. war das (bei etwas Gefühl für Versmaß) gar nicht erforderlich und

2. ist dem Inhalt zuzustimmen (wenn das Versmaß gestimmt hätte).

2. ist dem Inhalt zuzustimmen (wenn das Versmaß gestimmt hätte).

Was ändert die Metrik am Inhalt? Ist er etwa deshalb falsch? Logik?

So schlimm ist die Metrik mMn auch nicht.

Man kann es flüssig lesen.

Mir geht es immer nur um den Endreim.

Ich will keine perfekten Distichen etc. verfassen,

sondern lustige, ironische, leicht zynische und kritische Verschen.

Suus cuique modus iocandi.

Eine Anerkennung erwarte ich ohnehin auch von dir nicht.

der du mich wohl zur persona non nimis grata zählst.

Ich kann damit leben. Ich halte mich zudem zurück,

wie man am Rückgang meiner Punkte sehen kann.

Vlt. ziehe ich mich ganz zurück.

Sehr kritische Leute sind hier nicht gern gesehen, so mein Eindruck.

Ich bin kein mainstreamer und Alles-gut-Heißer.

Auch in der Mathematik ist hoher Reformbedarf wie im

gesamten Bildungswesen.

Mit WEITER-SO wird Deutschland international bald

abgehängt sein.

Das System ist längst an seine Grenzen gelangt.

Mit hochtrabenden, realitätsfernen Lehrplänen

löst man die Krise nicht.

Lesch und Precht ist zuzustimmen.

Nur für die Schule zu lernen und gute Noten ist keine Vorbereitung

auf das immer komplexere REAL LIFE.

Die Metrik ändert nichts am Inhalt und auch der Reim nicht, den du (warum eigentlich?) beibehältst. Warum schreibst du nicht gleich ohne Reim und Versmaß? So sieht es wie gewollt und nicht gekonnt aus.

Wie es aussieht, ist mir nicht wichtig.

Gilt nicht auch hier: suum cuique ?

Zudem ist der Aufwand dann höher, der sich bei solchen Banalitäten

nicht wirklich lohnt.

Ich mach mir einen Spaß draus zur Auflockerung in der vielen,

oft sehr trockenen Mathematik, die z.Z. hier abgehandelt wird

und mich nicht anspricht, eher abschreckt.

Die aktuelle Startseite ist fast ganz frei von Themen,

die mich interessieren, was wohl v.a. an der Ferienzeit liegt.

Das wird sich bald ändern, wenn die Schule wieder ruft

und die Noten, für die die Mehrheit lernt/ lernen muss.

Suum cuique. :)

Hier mein Gedicht in Anlehnung an deins (suum qiuque):


Soll das Schülerhirn verrosten,

lass es früh die Technik kosten.

So produziert man großen Frust

und keiner hat mehr richtig Lust

zum Rechnen, Denken oder Schreiben.

Sowas lassen alle bleiben,

denn das leistet jetzt KI.

Sie ist heute das Genie.

Und wen die Technik nicht verblödet,

dem hat TV das Hirn verödet.


Geht doch! Auch mit Versmaß.

Welches Versmaß soll das sein?

Kannst du das skandieren? (Längen - Kürzen)

In Sachen Versmaß fehlt mir das Vokabular. Ich habe betonte Silben fett geschrieben:

So pro-du-ziert man gro-ßen Frust
und kei-ner hat mehr rich-tig Lust
zum Rech-nen, Den-ken o-der Schrei-ben.
So-was las-sen al-le blei-ben,
denn das leis-tet jetzt K-I.
Sie ist heu-te das Ge-nie.
Und wen die Tech-nik nicht ver-blö-det,
dem hat T-V das Hirn ver-ö-det.

Trotz kleinerer Brüche liest sich das recht flüssig.

Vielleicht noch besser(?):

So pro-du-ziert man gro-ßen Frust
und kei-ner hat mehr rich-tig Lust
zum Rech-nen, Den-ken o-der Schrei-
ben. So-was las-sen al-le blei-
ben, denn das leis-tet jetzt K-I.
Nur sie ist heu-te das Ge-nie.
Und wen die Tech-nik nicht ver-blö-det,
dem hat T-V das Hirn ver-ö-det.

Sei schlau, machs wie der Inder:

Lass schon im Babyalter Kopfrechnen deine Kinder.

Vlt. wird eins davon ein ganz großer Erfinder.

Scheffelt damit viele, viele Millionen,

und wird auch seinen Nachwuchs vor Mathe nicht verschonen.

Auf dass sie alle werden Nobelpreisträger,

der Papa geht auf Safari zum Relaxen als Großwildjäger.

Erlegt Löwen und andre wilde Tiere,

damit er auch diesen Kick ante mortem noch spüre. :)

Dazu fällt mir nichts mehr ein.

Lass dir nur Zeit und denke nach,

tu's in aller Ruhe ohne Krach.

So tuts sicher auch der Inder,

wenn Mathe einbläut er dem Hirn der Kinder.

Dressiert sie mit vielen Zahlen,

mit Formeln und andren Qualen.

Das Meiste man in Leben nie mehr braucht,

Hauptsache, der Kopf hat tüchtig geraucht,

und ins Bett fallen Sohn und Tochter total geschlaucht.

Der stolze Papa hofft auf großen Lohn.

die Fields-Medaille hält er für blanken Hohn.

Unterm Nobelpreis tut er nicht,

trainiert den Nachwuchs, bis er zusammenbricht.

Wie einst in der Musik jenes Jackson Sohn,

für den der frühe Tod und verlorne Kindheit war der Lohn.

Doch dem Inder ist das völlig wurscht,

trinkt bei Misserfolg kräftig übern Durst.

Und fällt vlt. tot gar um:

Seine letzter Wort ist: Scheiße,

bitte nehmt es mir nicht krumm.

Wollt für die Kids nur das Allerbeste,

nun sitzen sie entspannt bei meinem Leichenfeste.

Wird verbrannt dann bei großer Hitze,

Sohnemann denkt:

Siehste Papa, genauso fühl ich mich, wenn ich wegen Mathe schwitze.

Wollt nie ein zweiter Einstein werden,

hätte lieber Domino als Kind gespielt ohne Kopfbeschwerden:)

ggT22: Dazu erst recht nicht.

In Anlehnung an Horazens "ridentem dicere verum" gilt hier:

"sarcastice dicere verum"

Humor ist, wenn man dennoch grinst. :)

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