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Aufgabe:

"Untersuchen Sie, ob die nachstehenden Funktionen an einer Stelle x₀ einen Grenzwert besitzen. Geben Sie angegebenen ε eine passende "lückenhafte" δ-Umgebung."

Quelle: Lothar Kusch, Heinz Jung, Karlheinz Rüdiger: Kusch Mathematik 3 - Differentialrechnung Aufgabensammlung und Lösungen, Auflage 9, 1995, Berlin, Cornelsen Verlag, Seite 113, Aufgabe 7

f(x) = \( \frac{3x + 2}{2x + 3} \)

x₀ = -1,5   |  ε = 0,02


Problem/Ansatz:

Hallo Zusammen, mein Problem ist die nachfolgende Aufgabe. Im Buch "Kusch 3 - Differentialrechnung" wird zum Vorgehen der oben stehenden Aufgabe geschrieben, dass man zunächst versucht von links und rechts so nach wie möglich an x₀ nähern soll. Der Wert zwischen diesen beiden ermittelten y-Wert ist dann der g-Wert. Mit ε= 0,01 wird nun g - ε und g + ε (= Uε) eine Range erstellt. Diese spiegelt sich auf der x-Achse um x₀ in x - δ und x + δ (=Uδ). Zu jedem Wert von Uε muss es lückenhaft auch einen Wert Uδ geben. Im Buch wird auf der Folgeseite beschrieben, dass es z.B. bei \( \frac{1}{x} \) das Problem gibt, dass es zwar zu g + ε einen passenden x + δ gibt, aber zu x - δ  keinen passenden g - ε. Ich hätte hier gerne eine Grafik zur Verfügung gestellt, die mein Problem genauer erklärt, aber das geht leider nicht. Generell habe ich das Problem verstanden, wenn auch keine einziges Beispiel im Buch hierzu gezeigt wird. Dafür hat es direkt die erste oben aufgeführte Aufgabe für mich in sich.

Die Lösung im Buch geht wie folgt:

f(x) = \( \frac{3x + 2}{2x + 3} \) ; x ∈ ℝ \ { -1,5 }

= (3x + 2) : (2x + 3) = 1,5 - \( \frac{2,5}{2x + 3} \)

= 1,5 - \( \frac{5}{4} \) * \( \frac{1}{x + 1,5} \)

⇒ Wo kommt der Wert 1,5 an dieser Stelle her??? Auf die Koordinatentransformation wird erst in den nächsten Zeilen eingegangen. Ich verstehe auch die Aktion mit (3x + 2) : (2x + 3) nicht. Warum hat man an dieser Stelle den Bruch kurz aufgelöst?


Die Untersuchung vereinfacht sich, wenn man durch x = x + 1,5 und y = y - 1,5 eine Koordinatentransformation durchführt.

x´ = x + 1,5

y´ = y - 1,5

→ y = f(x)

y´= f(x) - 1,5  → x = x´- 1,5

= f(x´- 1,5) - 1,5 → f(x) = 1,5 = \( \frac{5}{4} \) * \( \frac{1}{x + 1,5} \)

= 1,5 - \frac{5}{4} * \( \frac{1}{x´ + 1,5 - 1,5} \) - 1,5

Durch die Koordinatentransformation wird die Stelle x₀ = -1,5 auf die Stelle x´0 = 0 transformiert.

= Hier kann ich die rot markierte -1,5 nicht nachvollziehen. Wenn ich x gegen x´ tausche, dann wird (x -1,5) zu (x´ -1,5 + 1,5). Dieser Wert kann auch nicht von y´ = y -1,5 kommen, da er in diesem Fall positiv hätte sein müssen, wenn ich ihn auf die andere Seite nehme.

= - \( \frac{5}{4} \) * \( \frac{1}{x´} \) → h(x´) = y´

= h(x`) = - \( \frac{5}{4} \) * \( \frac{1}{x´} \) ; x´ ∈ ℝ≠0


Generell stellt sich mir allerdings auch die Frage, warum ich überhaupt die Koordinatentransformation durchführen soll. Die Verschiebung bringt mir doch eigentlich für die Untersuchung der ursprünglichen Stelle x₀ nichts, da ich jetzt eine ganz andere Stelle betrachte.

Ich würde mich sehr freuen und wäre auch sehr dankbar, wenn ihr mir bei meinem oben stehenden Problem helfen könntet und mir darüber hinaus denn Sinn der Koordinatentransformation näher bringen könntet.

Viele Grüße

Thorsten

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Zur ersten Frage: das nennt sich Partialbruchzerlegung. Den Zähler kann man schreiben als:

3x+2 = (3x+4.5) - 2.5= 1.5(2x+3) - 2.5

Und nun den Bruch in 2 zerlegen und beim ersten Term kürzen.

Nachtrag zu oben: das ist analog zu unechten Bruch zerlegen in eine ganze Zahl und einen echten Bruch: 7/5 = 5/5 +2/5  oder 7/5 = 10/5 - 3/5 = 2 - 3/5

Zur zweiten Frage: Die Untersuchung von h(x‘) an der Stelle x‘=0 ist äquivalent zu der Untersuchung von f(x) an der Stelle x= -1.5, aber offensichtlich ist h(x‘) ein einfacherer Ausdruck.

Die - 1.5 steht bereits in der Zeile darüber links, nach dem Pfeil ist ein Schreibfehler f(x) = 1.5 ist falsch.

Zur ersten Frage: Eventuell sollst Du die Umformung als einen ( einfachen) Fall von Polynomdivision verstehen.

Warum hat man an dieser Stelle den Bruch kurz aufgelöst?

Grundsätzlich sind \(\frac{Z}{N}=Z/N=Z:N\) gleichwertige Darstellungen für dasselbe Objekt, nämlich den Quotienten aus Z und N. D.h. die erste "Aktion" bringt mathematisch genau nichts, vielleicht hofft der Verfasser dadurch aber auf eine didaktische Anregung für den nächsten Umformungsschritt

Vielleicht hilft ja dieses Diagramm. Hier siehst Du den Graphen von f(x) aufgetragen (verschiedene Maßstäbe für die Achsen, damit man etwas erkennt). Die senkrechte rote Linie ist bei x0 =-1.5, dazu noch die Punkte bei -1.5 +/- ε mit ε=0.02

Die Funktion hat bei -1.5 eine Polstelle, der Grenzwert von rechts ist -∞, der Grenzwert von links +∞, ein Funktionswert existiert nicht an dieser Stelle, die Funktion ist an der Stelle nicht stetig.

IMG_3680.jpeg   

Hallo user26605,

vielen Dank für deine Hilfe und die Mühe die du dir gegeben hast. Alleine die Grafik finde ich klasse. Ich habe mir zum Thema "Partialbruchzerlegung" ein paar Videos auf Youtube angeschaut, weil ich mit diesem Begriff, bis jetzt, überhaupt nichts anfangen konnte. Auch die Videos haben mir auf Anhieb nicht weitergeholfen, obwohl ich das Rechenverfahren an sich verstanden hatte. Leider war ich allerdings nicht in der Lage, es auf mein aktuelles Problem anzuwenden. Erst der Kommentar von "Der_Mathecoach" hat mich zu der Lösung meiner ersten Frage geführt. Wenn ich die Umformung von (3x + 2) : (2x + 3) als Polydivision verstehe, dann komme ich exakt auf das Ergebnis meiner ersten Frage und auch den Rest des Rechenweges sehe ich nun in einem ganz neuen Licht. :-)

Nun zum zweiten Teil. Ich verstehe, dass es bei dieser Aufgabe nicht zu jedem g±ε ein passenden x±δ gibt. Das ist mir bereits bei der Berechnung bei x₀=-1,5 aufgefallen, als ich die großen g-Werten erhalten haben. Allerdings war mit nicht klar, warum man dafür die Hilfs-Funktion genutzt hat. Deine Begründung ist hier einleuchtend. Durch die Verschiebung x₀ von -1,5 auf 0 werden die g-Werte kleiner und das Ergebnis im ganzen ist gleich.

Ich glaube, dass ich jetzt wieder besser schlafen kann. Aber ich hasse das Buch langsam. Die Beispiele sind immer total simpel und die Übungsaufgaben haben es dann in sich.

Vielen lieben Dank noch mal für deine Hilfe und liebe Grüße

Thorsten

1 Antwort

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Hasst du mal probiert die 1.5 durch Polynomdivision nachzuvollziehen?

y = (3x + 2) : (2x + 3) = 1.5 - 2.5/(2·x + 3) = 1.5 - 1.25·1/(x + 1.5)

Mit der Koordinatentransformation

x = x' - 1.5

y = 1.5 - 1.25·1/(x' - 1.5 + 1.5)
y = 1.5 - 1.25·1/(x')

y' = y - 1.5

y' = 1.5 - 1.25·1/(x') - 1.5 [Die 1.5 muss in der Koordinatentransformation von y abgezogen werden.]
y' = - 1.25·1/(x')

Ich hoffe, das war so verständlich. Wenn nicht, gerne nochmals nachfragen.

Avatar vor von 493 k 🚀

Hallo Der_Mathecoach,

vielen lieben Dank für deine Hilfe. Dein Tipp die (3x + 2) : (2x + 3) als Polynomdivisionsaufgabe zu sehen, hat mir die Augen geöffnet. Mit ist der Grund für diese Aktion nicht so ganz klar, außer, dass damit die Aufgabe an sich etwas einfacher geworden ist. Ein Muss, wäre es aber nicht gewesen, oder?

Ich habe oben im Kommentar bereits geschrieben, dass du mir mit dieser kurzen Antwort an dieser Stelle die Augen geöffnet hast. Ich musste es direkt nachrechnen und bin auf das gewünschte Ergebnis gekommen.

Vielen lieben Dank noch mal. Du hast mir wieder immer ein paar schlaflose Nächte erspart. Trotzdem möchte ich das Buch am liebsten gegen die Wand werfen. :-)

Liebe Grüße

Thorsten

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