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Ich möchte zeigen, dass die folgende Funktion, die in 0 stetig ist, auf ganz ℝ stetig ist:

Sei f:ℝ→ℝ eine Funktion, die in 0 stetig ist mit f(0)≠0 und der Funktionalgleichung f(x+y)=f(x)·f(y) für alle x,y∈ℝ genügt.

(Ich weiß bereits, dass f(0)=1 und dass f keine Nullstellen hat.)

Hat jemand eine Idee? Ich bin mir unsicher, welche Stetigkeitsdefinition man überhaupt verwenden sollte.

Wenn ich ε/δ nehme, sieht das so aus:

Da f in 0 stetig ist, gilt

∀ε>0 ∃ δ>0 ∀x∈ℝ : Ιx-0Ι = ΙxΙ<δ ⇒ Ιf(x) - f(0)Ι = Ιf(x) - 1Ι .

Sei nun ε>0 und x0∈ℝ\{0} beliebig.

Wir wählen δ= ???


Wenn ich das andere mir bekannte Kriterium nehme, hab ich:

Da f in 0 stetig ist, gilt

lim x↦0 f(x) = f(0) = 1.


Und das Folgenkriterium besagt:

Für jede Folge (xn)n in ℝ gilt

lim n↦∞ xn = 0 ⇒ lim n↦∞ f(xn) = f(0) = 1.

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Ich gebe zwei verschiedene Beweise. Einmal die Folgenstetigkeit, da sie elegant ist, und das ε,δ\varepsilon,\delta-Geplänkel, weil man sich manchmal auch einfach die Hände schmutzig machen muss.

Zur Folgenstetigkeit: Stetigkeit auf ganz R\mathbb{R} bedeutet: Für beliebige xRx\in\mathbb{R} und beliebige Nullfolgen (an)nN(a_n)_{n\in\mathbb{N}} muss gelten: limnf(x+an)=f(x)\lim\limits_{n\to\infty} f(x+a_n)=f(x).

Wir rechnen explizit nach: limnf(x+an)=limnf(x)f(an)=f(x)limnf(an)=f(x)1=f(x)\lim\limits_{n\to\infty}f(x+a_n)=\lim\limits_{n\to\infty}f(x)\cdot f(a_n)=f(x)\cdot \lim\limits_{n\to\infty}f(a_n) = f(x)\cdot 1 = f(x), der benutzte Grenzwert gilt wegen der gegebenen Stetigkeit in 00.

Zum ε,δ\varepsilon,\delta-Geplänkel: Du weißt bereits, dass du wegen der Stetigkeit in der 00 für jedes ε>0\varepsilon>0 ein δ>0\delta>0 bekommst, sodass (x<δ    f(x)1<ε)\left(|x|<\delta\implies |f(x)-1|<\varepsilon\right).

Wir nehmen uns jetzt irgendeinen Punkt x00x_0\neq 0 und irgendein ε>0\varepsilon>0. Von der Stetigkeit in 00 möchten wir jetzt ein δ>0\delta>0, sodass ((x<δ    f(x)1<εf(x0))\left((|x|<\delta\implies |f(x)-1|<\frac{\varepsilon}{|f(x_0)|}\right) Warum dieses komisch gewählte epsilon, merkst du gleich.

Jetzt nehmen wir an, wir haben ein xRx\in\mathbb{R} mit xx0<δ|x-x_0|<\delta. Wir wollen die Gleichung aus der Aufgabenstellung verwenden, die die Funktion erfüllt, und schreiben dafür x=x0+(xx0)x=x_0+(x-x_0). Jetzt können wir ausrechnen:

f(x)f(x0)=f(x0+(xx0))f(x0)=f(x0)f(xx0)f(x0)1=f(x0)f(xx0)1<f(x0)εf(x0)=ε|f(x)-f(x_0)| = |f(x_0+(x-x_0))-f(x_0)| = |f(x_0)\cdot f(x-x_0)-f(x_0)\cdot 1| = |f(x_0)|\cdot|f(x-x_0)-1| < |f(x_0)|\cdot \frac{\varepsilon}{|f(x_0)|} = \varepsilon .

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Vielen Dank, Joners :D

Und sogar zwei Lösungswege, das ist superlieb!

Das "Geplänkel" werde ich gleich durcharbeiten.

Ich kann das mit der Folgenstetigkeit nachvollziehen, aber verstehe nicht, warum das gezeigte limnf(x+an)=f(x)\lim\limits_{n\to\infty} f(x+a_n)=f(x) ausreicht, um Stetigkeit auf ganz ℝ zu beweisen.

Laut Skriptdefinition würde Stetigkeit auf ganz ℝ für mich bedeuten:

f ist genau dann stetig in beliebigem Punkt x∈ℝ, wenn für jede Folge an in ℝ mit limnan=x\lim\limits_{n\to\infty} a_n=x gilt

limnf(an)=f(x)\lim\limits_{n\to\infty} f(a_n)=f(x) .


Bei dir sind die an ja nur Nullfolgen...

Ah, ich hab's begriffen. Durch das Addieren von x bekommt man eine beliebige Folge mit Grenzwert x :)

Goldrichtig! Ich schreibe Folgen, die gegen ein xx konvergieren, sehr gerne als x+Nullfolgex+\text{Nullfolge}, dann kann man sich beim Abschätzen auf des Wesentliche konzentrieren, einfacher abschätzen, vielleicht Dinge rausziehen etc.

dann kann man sich beim Abschätzen auf des Wesentliche konzentrieren

es sei denn, das Wesentliche geht verloren :
(Wohin) konvergiert n*(xn-x), wenn (xn) = x + Nullfolge ist ?

Wo ist das Problem? Bzw. welches Problem siehst du hier, das nicht existiert, wenn du versuchst herauszufinden, was mit der Konvergenz von nanna_n los ist, wenn ana_n eine stinknormale Nullfolge ist? Kann halt alles mögliche sein, tough luck.

Kann halt alles mögliche sein

Eben darum kann es sein, dass die schlichte Ersetzung von (xn) durch x+Nullfolge nicht zielführend ist, wie ich mit meinem Kommentar oben deutlich gemacht habe.

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