Intuition gewinnt man aber auch mit der Erfahrung. Es geht auch meistens gar nicht um Intuition, sondern viel mehr um das Erkennen von Mustern, was bspw. auch ein gewisses Verständnis für Mathematik und Zahlen erfordert. Aber dafür gibt es auch keine konkreten Tricks.
Ich sehe Lösungen auch nicht sofort vor dem geistigen Auge, sondern ich fange an und meist macht es erst dann Klick. Sowas sieht man natürlich nicht, wenn man sich Musterlösungen anschaut. Sie sind oft so gestaltet, dass sie relativ kurz sind und wirken dann natürlich so, als würde man von Anfang an sofort alles sehen. So funktioniert Mathematik aber gar nicht. Davon sollte man unbedingt Abstand gewinnen.
Die Verfahren, die man hier anwenden kann, wurden dir ja alle genannt. Probiere sie aus, lernen deren Unterschiede kennen und finde heraus, was gut funktioniert und was eben nicht. Mathematik betreibt man praktisch und nicht nur theoretisch.
Die Probleme, auf die es zu achten gilt, wenn man das "Divisionsverfahren" anwendet, wurden ja weiter oben erwähnt. Das, was du jetzt hier vielleicht neu gelernt hast, ist wohl die Tatsache, dass man Gleichungen unter Umständen auch dividieren darf. Allerdings mit Vorsichtig. Das darfst du jetzt gerne in deine "Trickkiste" packen.
Noch zwei Beispiele, was die Intuition von Lösungen angeht:
Der Unerfahrene löst die Gleichung \(x^2+6x+9=0\) mit der pq-Formel, während der Erfahrene sofort sieht, dass es sich um die binomische Formel \((x+3)^2=0\) handelt. Die Lösung kann dann sofort angegeben werden.
Der Unerfahrene löst die Gleichung \(x^2-5x+6=0\) mit der pq-Formel, während der Erfahrene sofort erkennt, dass \(2\cdot 3=6=q\) und \(-(2+3)=-5=p\) gelten und die Lösungen daher \(x_1=2\) und \(x_2=3\) sind (Satz von Vieta).
In beiden Fällen führt die pq-Formel zum Ziel und jemand, der geübt darin ist, braucht auch nicht sonderlich lange dafür. Wer aber weitaus mehr Erfahrung hat, zum Beispiel mit den binomischen Formeln und dem Satz von Vieta, der erkennt solche Muster oft schon, bevor er die pq-Formel überhaupt anwenden muss. Das kann man sich aber auch nur aneignen, wenn man sich vorher ausreichend damit befasst hat. Wer binomische Formeln nie verstanden hat oder den Satz von Vieta gar nicht erst kennt, kann dieses Wissen natürlich nicht nutzen.