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Ich bin Schülerin einer zehnten Klasse und 16 Jahre alt. Da mein Lieblingsfach Mathematik ist, habe ich mich im Wintersemester 2014 an ein Schülerstudium gewagt. Da geht man neben der Schule zur Uni. Nun werden bald einige ihr Studium beginnen und da möchte ich euch ein paar Tipps geben. Somit startet ihr dann hoffentlich nicht so in das Studium, dass ihr erstmal viele unangenehme Überraschungen erleben müsst.

  • In der Schule war es so, dass man jeden Mitschüler kannte, und der Lehrer einen auch. An der Uni ist man zunächst auf sich allein gestellt, weil dort teilweise bis zu 200 andere Leute in einem Raum sitzen, und sich keiner kennt. Hat seine Nachteile...geht auf Unipartys! Es gibt auch so "kennenlern-Veranstaltungen" an manchen Unis. Es ist sehr vorteilhaft, Leute dort zu kennen, am besten ist es, wenn man Leute kennt, die in einem höheren Semester als man selbst sind. Dort kann man sich meist gute Ratschläge holen.
  • den Stundenplan erstellt ihr euch quasi selbst! Ihr müsst wissen, wann ihr wo welche Veranstaltungen habt. Es gibt in der Mathematik Vorlesungen, Übungen und Tutorien. Bei den Vorlesungen sitzt man da und lässt sich 1 1/2 Stunden vom Prof volllabern. In Übungen werden vom Dozenten Beispiele vorgerechnet und in den Tutorien rechnet man unter der Betreuung eines/-r Tutor/in selbst an Übungsaufgaben.
  • besuche die Veranstaltungen vor dem Semester! Dies kann vor allem in der Mathematik hilfreich sein. Die meisten Unis bieten in der Mathematik Veranstaltungen an, bei denen man das Wissen aus der Oberstufe noch einmal wiederholt. War echt erschreckend: Als unser Prof fragte, wer denn den Binomialkoeffizienten kennen würde, hob nur etwa ein Drittel der Studenten die Hand. Und ich hab das gerade als Thema in der Schule...soviel dazu. Schreibt alles mit (sind dann pro VL etwa 4-6 DIN A4-Seiten), das kann immens helfen!
  • Fragt den Prof wenn ihr etwas nicht versteht! Der freut sich, wenn ihr ihn auf Fehler in der VL aufmerksam macht (das kommt manchmal vor) oder generell Fragen zum Thema stellt. Auch stellt der Prof manchmal selbst Fragen in der VL, die von den Studenten beantwortet werden sollen. Auch in den Übungen, und vor allem in den Tutorien, könnt ihr jederzeit Fragen stellen!
  • organisiert euch gut! Viele Erstis (Erstsemestler) haben das Problem, dass sie noch im Schulmodus sind, wo der Lehrer sagt "jetzt schreibt mal ab" oder so...ihr solltet euch sehr viel Zeit zum Lernen und für Hausaufgaben nehmen. Viele Erstis brechen ab, weil sie halt zu unorganisiert sind und sie merken, dass es ihnen doch vielleicht nicht so liegt.
  • ihr braucht eine sehr gute Frustrationstoleranz. Oft ist es zu Beginn des Studiums so, dass man schnell nicht mehr mit kommt. An den Hausaufgaben sitzt man oft stundenlang ohne ein Ergebnis, dieser aha!-Effekt ist toll. Mir haben sehr viele Studenten gesagt, dass man da mal merkt, was für eine starke Frustrationstoleranz man braucht. Da kann man zwar auch nachfragen, aber sinnvoll ist es, es selbst zu probieren. Denn nur so lernt man. Am Anfang erreicht man vielleicht so die Hälfte der Punkte, meist sogar noch weniger, in den Hausaufgaben. Viele brechen schon sehr früh ab, Mathe hat bspw. eine sehr hohe Abbruchquote (ca. 80%). Nach einer Woche war etwa ein Viertel weg, ganz durchhalten tun die allerwenigsten in Mathe. Man sollte sich auf keinen Fall entmutigen lassen!
  • kleiner Tipp, wissen viele nicht. Am Ende der VL klopfen, nicht klatschen ;-))
  • Uni-Mathe ist eigentlich komplett anders als die Schulmathematik! In den VL wird bewiesen, was das Zeug hält. Viele sagen "Woah, ich studier Mathe, weil ich immer eine 1 hatte" und im Studium merken die, wie krass es eigentlich ist. Ich bin stolz, als Schülerin drei Wochen durchgehalten zu haben und sogar das meiste verstanden zu haben, aber mir wurde es neben der Schule zu viel. Ich habe an meiner Schule (obwohl es ein altsprachliches Gym ist) den Vorteil, dass wir sehr sehr sehr viel beweisen. So habe ich sogar nen Uni-Beweis in der HA allein hinbekommen. Dauert aber eeeeewig! Die Schule bereitet meistens nur bedingt drauf vor, weshalb dann viele Mathe studieren wollen, aber die meisten von denen wieder abbrechen. kann mir natürlich auch passieren.
  • meist sind die Vorlesungsskripte schon auf der Internetseite der Uni hochgeladen, so war das jedenfalls bei uns. Die Hausaufgaben findet ihr dann auch im Modul, in das ihr euch eingetragen habt.
  • schaut bei sozialen Netzwerken, ob es für den Studiengang oder die Erstis eine Gruppe gibt! Macht diese ausfindig! Da kann man sich austauschen :)
  • in manchen Studiengängen habt ihr Anwesenheitspflicht, in anderen nicht. Wir konnte kommen und gehen, wann wir wollten (so sind auch einige erst mittendrin gekommen bzw. gegangen). Es ist gut, wenn man für sich selbst entscheiden kann, welche Veranstaltungen man wichtig findet. Übungen und erst recht die Tutorien sind super wichtig, sie können eine riesen Hilfe sein!

So, das fällt mir spontan ein. Ergänzungen gern in die Kommentare, ich hoffe, der Tipp hat einigen geholfen :)

geschlossen: Mathe-Artikel
von Unknown
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Nicht die Durchfallquote sondern die Abbruchquote liegt bei 80 % :)

Sorry das meinte ich eigentlich :((


Entsprechend korrigiert (Unknown)

Achja, und wenn ich so an die ersten 3 Wochen zurückdenke :

Das waren noch Zeiten. Da hat man ja noch gar nichts gemacht . Also thematisch :D

Das stimmt...das sind die drei Wochen wo ich noch mit gekommen bin XDD

Einige Ergänzungen:
Zu Punkt 1: Das ist natürlich von Uni zu Uni verschieden. An meiner Uni waren es in meinem Semester anfangs ca. Studenten, nach ein paar Wochen nur noch 20. Da dauert es nicht lange, bis jeder jeden kennt (und auch der Prof kennt dann die Leute in seiner Vorlesung). In den höheren Semestern in den Spezialvorlesungen wurde es dann noch weniger: Da gibt es Vorlesungen, in denen wir inkl. Prof zu dritt sind. ;-)
Zu Punkt 2: Bei mir sind Tutorien und Übungsveranstaltungen nicht getrennt. Man kriegt wöchentlich Übungsaufgaben und gibt die Lösungen ab. Diese werden dann korrigiert, und in den Übungen stellt jemand an der Tafel seine Lösung vor.
Zu Punkt 6: Oh ja, die braucht man. Z.B wenn man eine seitenlange Rechnung macht und am Ende merkt, dass man am Anfang einen Vorzeichenfehler gemacht hat... Da hilft es, wenn man etwas zur Hand, was man mal gegen die Wand pfeffern kann, ohne dass all zu viel kaputt geht. ;-) (zur Not tun es auch die zerknüllten Blätter, die man gerade beschrieben hat)
Zu Punkt 9: Vorlesungsskripte im Internet sind bei mir eher die Ausnahme.

Schöner Artikel. Sicher hilfreich für viele Studenten.

50 Bonuspunkte gutgeschrieben.

lg Kai

ich will auch Mathe studieren und habe eine Frage an dich.

Mit welchen Büchern hast du gearbeitet, um das Beweisen zu lernen?


Puh...mit gar keinen. Ich habe das Schülerstudium leider nur drei Wochen gemacht...ich habe mir von TheSimpleMathe Videos dazu angesehen, ich finde die super hilfreich.


LG

1 Antwort

+2 Daumen

super Tipp, ich möchte nach meinem Abi auch Mathematik studieren, zusammen mit Chemie auf Gymnasiallehramt. Bin in der 12. Klasse

LG Karin

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Dankeschön :)

Ich auch :))


cool :) Mathe und Chemie ist total spannend :)

LG Karin

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