Wenn du zu einer Matrix \( A \) das Minimalpolynom suchst, berechnest und faktorisierst du erstmal das charakteristische Polynom
\( \chi_A(t) = \prod_{i=1}^k (t - \lambda_i)^{f_i} \)
Der Ansatz für das Minimalpolynom lautet dann
\( \mu_A(t) = \prod_{i=1}^k (t - \lambda_i)^{e_i} \)
mit \( 1 \le e_i \le f_i \). Um die Koeffizienten \( e_i \) zu bestimmen, gibt es einen Algorithmus den man abarbeiten kann. Vergleiche die Bestimmung der Jordan-Normalform:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jordansche_Normalform
\( e_i \) entspricht gerade der Größe des größten \( \lambda_i \)-Blocks. Also sowas hier
$$ J_j= \begin{pmatrix} \lambda_i & 1 & & & 0 \\ & \lambda_i & 1 & & \\ && \ddots{} & \ddots{}\\ &&& \lambda_i & 1 \\ 0 & & & & \lambda_i \end{pmatrix} \in K^{s\times s}$$
Die kann man über Haupvektorketten ausrechnen. Denn
$$ J_j - \lambda_i I_s = \begin{pmatrix} 0 & 1 & & & 0 \\ & 0 & 1 & & \\ && \ddots{} & \ddots{}\\ &&& 0 & 1 \\ 0 & & & & 0 \end{pmatrix} \in K^{s\times s} $$
ist eine nilpotente Matrix mit Nilpotenzgrad \( s \), d.h. \( (J_j - \lambda_i I_s)^s = 0 \) und \( (J_j - \lambda_i I_s)^l \neq 0 \) für \( l \le s \).
Es ist aber meist gar nicht nötig diese Maschinerie anzuwerfen, da Matrizen in Klausuren nicht sonderlich rießig sind.
Oftmals reichen die drei Regeln:
Ist \( f_i = 1 \) muss auch \( e_i = 1 \) sein.
Ist \( f_i = 2 \) und die geometrische Vielfachheit (= Dimension Eigenraum) von \( \lambda_i \) gleich 1, so ist \( e_i = 2 \), ist die geometrische Vielfachheit gleich 2, so ist \( e_i = 1 \)
Für \( f_i = 3 \) reicht es auch die geometrische Vielfachheit von \( \lambda_i \) zu bestimmen.
Falls diese 3 ist: \( e_i = 1 \)
Falls diese 2 ist: \( e_i = 2 \)
Falls diese 1 ist: \( e_i = 3 \)
Warum funktioniert das? Die geometrische Vielfachheit gibt die Anzahl der \( \lambda_i \)-Blöcke an. Die algebraische Vielfachheit ist die Summe der Größen aller \( \lambda_i \)-Blöcke.
Bsp: algebraische Vielfachheit 3, geometrische 2: Es gibt 2 Blöcke der Größe \( \ge 1 \). Die Summe ihrer Größen ist \( 3 \). Die einzig (bis auf Vertauschung) mögliche Zerlegung in positive ganzzahlige Summanden ist \( 3 = 2 +1 \). Also hat der größte Block Größe 2 und somit ist der Exponent im MiPo auch 2.
Ab algebraischer Vielfachheit 4 funktioniert das nicht mehr immer, da es Zerlegung in Summanden gibt, die nicht mehr eindeutig sein müssen. Z.B. ist 4=1+3=2+2.
In einem Video wurde das Anhand eines anderen Beispiels anders gemacht, das Minimalpolynom wurde nach den EW Bestimmung mit der kleinsten Potenzangenommen und nach dem Satz von Cayley Hamilton gleich 0 gesetzt. Da aus dem Video 2 EW gegeben waren, war das "simpel".
Was da gemacht wurde kann ich nicht Beurteilen. Cayley-Hamilton sagt in der gängigen Fassung, dass \(\chi_A(A)=0 \) gelten muss und trifft keine Aussage über das MiPo.